Schmutzige Bomben
Atomwaffen
Schmutzige Bomben
So groß die Gefahr durch einen Anschlag mit einer kleinen Atombombe doch sein mag, so schwer wäre das Unterfangen der Herstellung. Man bräuchte mehrere Spezialisten (unter anderem Mathematiker und Atomphysiker), hochgradig reines Uran-235 oder Plutonium-239 und raue Mengen an speziellen Baugeräten. Dafür bräuchte man viel Geld, noch mehr Zeit und vor allem eine verdammt gute Geheimhaltung.
Warum es sich also schwer machen, wenn es auch leichter geht? Experten sind der Meinung, dass sich Terroristen weltweit genau diese Frage stellen, auf die es nur eine lohnenswerte Antwort gibt: Schmutzige Bomben.
Was ist eine “Schmutzige Bombe“?
Das Prinzip der schmutzigen Bombe ist simpel:
Man nehme einen konventionellen Sprengstoff (bsw. TNT oder Semtex) und füge dem Sprengsatz einige Mengen radioaktiven Materials bei. Geht nun der Sprengstoff hoch, werden die Nuklide in der Umgebung verteilt und verstrahlen somit das gesamte Areal. Während man hoch angereichertes Uran oder die erforderliche Mengen an Plutonium nur in speziellen Einrichtungen (Atomwaffenlager, Kernkraftwerke, Atommüllzwischen- und Endlager) finden kann, kommen andere radioaktive Stoffe ziemlich häufig vor. Co-60 (Kobalt) wird z. B. in Röntgengeräten verwendet. Auch die anderen geeigneten Elemente sind leicht aufzutreiben. Zu ihnen zählen auch Cs-137 (Cäsium), Am-241 (Americium), Pu-239 (Plutonium), U-238 (natürliches Uran) und Sr-90 (Strontium).
Auswirkungen eines Einsatzes
Das Kobalt-Szenario wäre wohl das verheerendste von allen, da eine über einem Wohngebiet abgeworfene “Dirty Bomb“ mit Co-60-Spuren bei guten Windverhältnissen ungefähr dieselben Folgen wie Tschernobyl 1986 hätte.
Dennoch wäre die Zahl der unmittelbar durch die Explosion betroffen bei weitem höher als die Zahl der Strahlentoten. Weiter kann das radioaktive Material mit einem konventionellen Sprengstoff nur über ein beschränktes Gebiet verteilt werden. Es wäre sehr aufwendig, den verseuchten Landstrich zu dekontaminieren, einige Gebäude in unmittelbarer Umgebung zur Explosion müssten sogar abgerissen werden. Dies könnte im schlimmsten Fall mehrere Monate in Anspruch nehmen, je nach Reinheit und Art des angewandten Stoffes.
Wer eine Dirty Bomb einsetzt, sieht es weniger auf viele Tote ab wie bei einer Nuklearexplosion. Der psychologische und wirtschaftliche Aspekt hingegen wäre verheerend: Man stelle sich nur den Einsatz einer solchen Waffe auf dem Time Square vor – die Wallstreet wäre über Monate geschlossen, die Wirtschaft der Vereinigten Staaten am Boden.
Wahrscheinlichkeit eines Anschlags
Ende der Neunziger Jahre fand man in einem Moskauer Park nach einer Drohung tschetschenischer Rebellen eine ungezündete Schmutzige Bombe, platziert in einem Koffer. Vor kurzem wurde auch ein Mann auf dem Flughafen in Chicago festgenommen, da er in Verdacht stand, eine schmutzige Bombe zu bauen.
Diese Ereignisse zeigen, dass der Einsatz dieser Waffe keinesfalls ausgeschlossen ist, obwohl es noch nie zu einer Zündung kam. Militärisch gesehen hat eine Dirty Bomb keinerlei Nutzen, da sie nicht imstande ist größere Einrichtungen zu zerstören oder ein weitläufiges Gebiet nennenswert zu verseuchen.
Sollte aber es sich aber eine Terrorgruppe wie die Al-Qaida jemals in den Kopf setzen, eine solche Attacke zu starten, wäre dies bei genügender Geheimhaltung ein “Kinderspiel“. Sie in Ziel zu bringen wäre genau dieselbe Herausforderung wie normalen Sprengstoff zu deponieren. Einzige Veränderung wäre vielleicht das zusätzliche Gewicht des Isoliermaterials, mit dem man die Strahlung des Isotops bindet.
Geringe Zerstörung, bleibende Wirkung – die perfekte Terrorwaffe.
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