Pest
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Der Erreger
Der Erreger der Pest ist ein sporenloses, nach seinem Schweizer Entdecker Alexandre Yersin benanntes Bakterium: Yersinia pestis. Pesterreger können über Wochen in getrocknetem Blut und über Monate im Flohkot oder feuchter Erde, bei Dunkelheit und Temperaturen zwischen 10 °C bis 25 °C überleben. Empfindlich reagiert das Bakterium nur auf Hitze, UV-Licht und Desinfektionsmittel.
Die Art der Übertragung
Das natürliche Reservoir des Pesterregers sind Nagetiere wie Ratten und Mäuse. Auf und mit diesen Tieren leben Flöhe, die sich von deren Blut ernähren. Wenn der Floh versucht, eine weitere Mahlzeit einzunehmen, werden die Erreger, die sich im Verdauungstrakt das Parasiten inzwischen vermehrt haben, wieder herausgewürgt und auf das nächste Tier oder auch den Menschen übertragen. Der Floh selbst wird nicht krank, die Ratte schon. Bei direktem Kontakt mit befallenen Nagetieren ist daher ebenfalls eine Infektion möglich. Und da die Bakterien auch gut außerhalb ihres Wirts überleben können, ist eine Ansteckung auch durch Einatmen erregerhaltiger Luft möglich.
Von Mensch zu Mensch übertragen wird die Krankheit, wenn an Lungenpest Erkrankte husten. Diese so genannte Tröpfcheninfektion lässt sich bedauerlicherweise für einen Bioangriff leicht simulieren. Ein Sprühstoß mit einem erregerhaltigen Aerosol – und alle, die diese verseuchte Luft einatmen, erkranken.
Beschwerden
Üblicherweise erkranken Menschen, die von einem infizierten Rattenfloh gebissen werden, an der Beulenpest. Diese Erkrankung beginnt plötzlich mit hohem Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen. Die Patienten fühlen sich schwer krank. In den Leisten und den Achselhöhlen entstehen starke Schwellungen der Lymphknoten, so genannte Pestbeulen oder Bubonen. Innerhalb einer Woche können sich die Erreger dann über das Blut in allen Organen, insbesondere der Lunge, vermehren. Manchmal brechen diese Beulen auf, und es entleert sich eine hochansteckende Flüssigkeit. Beim Einatmen des Erregers entwickelt sich innerhalb von zwei bis drei Tagen eine sehr schwere Form der Lungenentzündung mit blutig-eitrigem Husten. Die so entstandene Lungenpest ist eine äußerst gefährliche Infektionsquelle, da massenhaft Bakterien abgehustet werden.
Diagnose
Prinzipiell lassen sich Pestbakterien im Blut, im Speichel und im Beuleneiter durch Mikroskopie oder Anzucht auf Nährmedien nachweisen. Allerdings ist es für Ärzte heute aufgrund der mangelnden Erfahrung schwer, die klinischen Erstsymptome richtig und rechtzeitig zu deuten. Spezielle Testsysteme, die Antigene gegen die Pestbakterien aufspüren könnten, sind derzeit auch nur in manchen universitären, staatlichen oder militärischen Speziallabors verfügbar.
Die in fast allen Labors verfügbaren normalen Antikörpersuchtests haben den entscheidenden Nachteil, dass oft einige Tage bis Wochen vergehen können, bis sich im Blut eines mit Pest infizierten Menschen Antikörper nachweisen lassen, und sind daher für eine rasche Diagnose nicht brauchbar.
Behandlung
Bei frühzeitigem Erkennen und sofortiger Einleitung der Therapie lässt sich die Pest sehr gut mit Antibiotika behandeln und nimmt dann einen weniger dramatischen Verlauf.
Eine wissenschaftliche Expertengruppe veröffentlichte im Mai 2000 eine Empfehlung für die Therapie der Pest, nach der Patienten Antibiotika aus der Wirkstoffgruppe Docycyclin, Tetracyclin oder Ciprofloxacin erhalten sollten. Im Falle einer Epidemie wird empfohlen, Personen die Fieber über 38,5 °C oder Husten entwickeln, sofort mit Antibiotika zu behandeln.
Heilungschancen
Unbehandelt liegt die Sterblichkeitsrate der Beulenpest bei 30% bis 40%. Die Lungenpest ist nochwesentlich gefährlicher: Ohne rechtzeitige Therapie versterben alle Erkrankten innerhalb von zwei bis drei Tagen. Sofortige Behandlung senkt die Sterblichkeitsrate beider Formen auf etwa 5%.
Nach einer durchgemachten Pesterkrankung besteht eine lang anhaltende Immunität, die Möglicherweise einer neuerlichen Infektion ist aber nicht vollständig auszuschließen.
Vorbeugung
In Deutschland und Österreich ist ein Impfstoff derzeit weder zugelassen noch verfügbar. Bis 1999 gab es in den USA einen Totimpfstoff. Dieser aus abgetöteten Erregern bestehende Impfstoff war allerdings sehr umstritten. Er hatte Nebenwirkungen, die von Kopfschmerzen bis zu asthmatischen Anfällen reichten, und schützte außerdem nicht zuverlässig gegen Lungenpest. In Russland ist ein Impfstoff zugelassen, es ist jedoch nicht bekannt, ob er auch verfügbar ist.
Alle gesunden Personen, die Kontakt zu einem Patienten mit unbehandelter Lungenpest hatten, sollten eine so genannte postexpositionelle Prophylaxe erhalten, das heißt antibiotische Therapie für sieben Tage und sehr genaue Beobachtung, ob sie an Fieber oder Husten erkranken.
Wahrscheinlichkeit eines Anschlags
Die CDC stuft die Pest in ihrer Einstufung zur Wahrscheinlichkeit eines Anschlags in die Kategorie A ein. Ein Bioangriff mit der Pest ist also nicht auszuschließen, jedoch schrecken die schwere Beschaffung von Pesterregern Terroristen zusätzlich ab. Besonders ’beliebt’ wäre die Pest jedoch wegen der leichten Ausbringung und der Schwierigkeit der Behörden, die Situation unter Kontrolle zu bringen und die Menschen zu versorgen.
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