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Botulismus
Biowaffen

Botulismus

© shadowghost

Der Erreger
Botulismus wird durch das giftstoffproduzierende, sporenbildende, stäbchenförmige Bakterium Clostridium botulinum ausgelöst. Schon einige Nanogramm dieser Giftstoffe reichen, um die Erkrankung auszulösen. Es ist das stärkste derzeit bekannte bakterielle Gift. Für einen 70 kg schweren Menschen sind schon ca. 0,7 bis 0,9 Mikrogramm inhaliert oder 70 Mikrogramm in der Nahrung ausgenommen tödlich. Clorstridium botulinum wurde schon 1896 beschrieben. Der Entdecker von Ermengen nannte das Bakterium “Bacillus botulinus“ (botulinus = Wurst), weil er dem Erreger bei der Untersuchung eines Verstorbenen, der Opfer von verdorbenem Schinken geworden war, auf die Spur kam. Das Bakterium gehört zur Gruppe der “Anaerobier“, das heißt, es wächst nur in sauerstoffarmer Umgebung. Deshalb schützen zum Beispiel Vakuumverpackungen von Lebensmitteln nicht vor einer Botulinuminfektion, sondern begünstigen diese sogar noch. Verhindern lässt sich die Vermehrung der Bakterien und die Toxinbildung nur durch Kühlung, denn Temperaturen unter 3 °C vertragen die Bakterien nicht. Die Sporen überleben im Wasser und können sogar mehrstündiges Kochen überstehen. Sie kommen überall im Erdreich und dem Meeresboden vor und können so leicht gewonnen werden. Das Toxin dagegen ist sehr empfindlich gegen Hitze und wird nach 15 Minuten Kochzeit zerstört.

Die Art der Übertragung
1999 gab es in Deutschland 16 Botulismusfälle. Zwei Patienten starben daran. Sie alle hatten durch Clostridium botulinum verseuchte Lebensmittel gegessen. In die Nahrungsmittel kommen die Sporen über Staub oder durch Verschmutzung. Dies lässt sich auch unter den heute üblichen Hygienebedingungen wegen der weiten Verbreitung der Erreger nicht gänzlich verhindern. Diese Sporen keimen unter Luftabschluss, etwa in hausgemachten Konserven oder vakuumverpacktem Räucherfisch, bei Temperaturen zwischen 3 und 50 °C, und produzieren dabei eine erhebliche Mengen Toxine. Dies lässt sich jedoch durch zweimaliges Erhitzen beim Einkochen zu Hause verhindern. Bei geräucherten Produkten bietet eine durchgängige Kühlung den zuverlässigsten Schutz. Botulismus ist nicht von Mensch zu Mensch übertragbar. Sehr selten kamen Erkrankungen durch mit Clorstidium botulinum infizierte Wunden vor. Intakte Haut kann vom Erreger jedoch nicht durchdrungen werden. Beim so genannten Säuglingsbotulismus, an dem nur Kinder unter einem Jahr erkranken, ist häufig Honig die Quelle der Clostridiumsporen. Bienenhonig wir immer wieder als Beruhigungsmittel, zum Süßen der Babynahrung und zur Pflege der Brustwarzen stillender Mütter empfohlen. Die Darmflora größerer Kinder und Erwachsener verhindert vermutlich das Auskeimen der Sporen; die des Säuglings kann das jedoch nicht. Damit besteht ca. ab dem ersten Lebensjahr keine Gefahr mehr. Unerkannt kann der Säuglingsbotulismus zum Tod des Kindes führen. Es wird auch vermutet, dass hinter einigen Fällen von plötzlichem Kindstod Botulismus steckt. Experten empfehlen daher generell, Säuglingen unter einem Jahr keinen Honig zu geben. Die Inkubationszeit von Botulismus beträgt 12 Stunden bis mehrere Tage und ist abhängig von der aufgenommenen Toxinmenge. Die Inkubationszeit beim Säuglingsbotulismus ist jedoch noch nicht bekannt.

Beschwerden
Die klassische Lebensmittelvergiftung durch Botulismuserreger beginnt mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen oder Verstopfung. In der Folge führt das Nervengift zu trockenem Mund, Seh-, Sprach- und Schluckstörungen und allgemeiner Muskelschwäche. Bei vollem Bewusstsein muss der Patient miterleben wie alle Muskeln, vom Kopf absteigend, vom Gift gelähmt werden. Auch die Atemmuskulatur ist betroffen, und ohne intensivmedizinische Betreuung erstickt er. Beim Säuglingsbotulismus verläuft der Krankheitsverlauf ähnlich, jedoch kann man das Leben der Säuglinge in der Regel in 95 von 100 Fällen retten.

Diagnose
Das Toxin kann im Blut, im Stuhl, in Erbrochenem und in Nahrungsmittelproben nachgewiesen werden. Allerdings ist dieser Nachweis schwierig. Daher werden zur Diagnostik auch heute noch Labormäuse verwendet. Mäuse, denen man eine kleine Menge an Patientenserum injiziert, sterben innerhalb 24 Stunden unter den typischen Symptomen, wenn Botulinumtoxin im Blut des Patienten enthalten ist. Dieser Test liefert rasch ein zuverlässiges Ergebnis.

Behandlung

Die unmittelbare Lebensbedrohung liegt im Versagen der Atemmuskulatur. Deshalb sollten alle Patienten mit Botulismusverdacht schnellstens ins Krankenhaus. Dort werden sie beim ersten Anzeichen von Atemproblemen sofort künstlich beatmet. Gegen die meisten Typen des Toxins gibt es Gegengifte, die die im Blut kreisenden Toxine blockieren. Rechtzeitig verabreicht, minimieren sie die Nervenschädigung und mildern den Krankheitsverlauf. Allerdings wurden auch nach Verabreichung dieser Pferdetoxine neben milden allergischen Reaktionen auch tödliche allergische Schocks beschrieben. Es existiert derzeit keine medikamentöse Therapie gegen Botulinumtoxine. Im Fall eines biologischen Angriffs wäre auch der Einsatz von Gegengiften nur beschränkt möglich. Diese sind nicht in ausreichender Menge vorrätig, und die notwendige Austestung, welches Antitoxin passt, würde viel zu lange dauern. Da es sich um eine reine Vergiftung handelt, sind Antibiotika bei Botulismus unwirksam.

Heilungschancen
Vor allem die Atemlähmung führt zu einer Sterblichkeitsrate von 25 bis 70%. Wenn die Therapie mit Antitoxin und zusätzlicher intensivmedizinischer Unterstützung möglichst früh begonnen wird, überleben neun von zehn Patienten. Die Erholungsphase nach einer Botulinumvergiftung dauert meistens Monate, in Extremfällen bilden sich Lähmungserscheinungen erst nach Jahren zurück.

Vorbeugung
Eine Isolierung von Patienten ist nicht nötig, da Botulismus nicht von Mensch zu Mensch übertragbar ist. Prinzipiell könnte man das Pferdeantitoxin als passiven Impfstoff zur Vorbeugung verwenden. Da es aber nicht in genügender Menge zur Verfügung steht und es außerdem auch keine zuverlässige Untersuchungen über seine Sicherheit gibt, lautet die Empfehlung der Experten, dass eine Antitoxinabgabe an möglicherweise Infizierte erst nach Austreten der Symptome erfolgen sollte. In den USA und Großbritannien ist derzeit ein so genannter Toxoidimpfstoff in klinischer Prüfung. Unter Toxoiden versteht man entgiftete Toxine. Sie machen nicht krank, sorgen aber dafür, dass im Blut spezielle Eiweißkörper – die Antikörper – gebildet werden, die später eindringende Erreger erkennen und bekämpfen können. Toxinhaltiges Wasser kann durch Chlorzusatz nach ca. 20 Minuten Einwirkzeit entgiftet werden. Durch mindestens 15 Minuten Kochen bei 100 °C wird das Gift in Nahrungsmittel zerstört.

Wahrscheinlichkeit eines Anschlags
Als biologische Waffe eignet sich das Botulinumtoxin nicht nur, weil sich damit Nahrungsmittel- und Wasservorräte vergiften ließen, sondern auch, weil sich der farb-, geruch- und geschmackslose Giftstoff leicht über die Luft verbreiten lässt. Zum Glück wäre ein solches Aerosol nicht sehr stabil und nach ca. zwei Tagen in der Luft inaktiviert. Botulismus käme dennoch für Anschläge mit B-Waffen wegen der leichten Züchtung und Infizierung von Nahrungsmitteln in Frage. Zwar bräuchte man eine ganze Wagenladung Clostridium botulinum, um die Wasserversorgung einer Kleinstadt zu kontaminieren, dennoch sollte man die Wahrscheinlichkeit einer solchen Terroraktion nicht außer Acht lassen.


 

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