Al Kaida
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Al Kaida
Die Al-Qaida ist die größte heutzutage existierende Terrorgruppe der Welt. In ihr laufen fast alle Fäden des islamischen Terrorismus zusammen, fast jede muslimische Splittergruppe pflegt Verbindungen zu ihr. Zwar handelt es sich nicht direkt um eine selbstständig operierende Organisation, jedoch kann man sie als Koordinator der radikalen Muslime bezeichnen. Wenn irgendwo, irgendwann, irgendjemand einen Angriff auf die USA oder deren Verbündeten plant, sorgt die Al-Qaida dafür, dass der Angriff gelingt.
Die Wurzeln der Organisation sind ins Jahr 1988 in Afghanistan zurückzuführen. Damals war der schwerreiche aus Saudi-Arabien stammende Osama bin Laden ein Mitglied der afghanischen Freiheitskämpfer, die mithilfe des pakistanischen Geheimdienstes ISI und westlichen Spezialeinheiten gegen die sowjetischen Besatzer kämpften. Als sich die Russen 1989 aus dem Land zurückzogen, scharte bin Laden hunderte der Guerilleros um sich und baute in der Folgezeit größtenteils aus eigener Kasse, aber auch mit Unterstützung der USA, eine mächtige Terrorgruppe in Afghanistan auf. Erst als Anfang der Neunziger Saudi-Arabien den USA gestattete, Truppen in ihrem Land wegen den bevorstehenden Operationen Desert Shield und Desert Storm zu stationieren, brach der Terrorchef seinen Pakt mit den Ländern und erklärte ihnen damit den Krieg. Osama bin Laden musste daraufhin Saudi-Arabien, wo er sich in dieser Zeit aufhielt, verlassen und suchte Zuflucht im Sudan. Währenddessen hatte Al-Qaida schon Kontakte zu Splittergruppen in mehr als zwei Dutzend Nationen weltweit.
Am 26. Februar 1993 erfolgte dann der erste Sprengstoffanschlag der noch relativ jungen Organisation: Der Angriff auf das World Trade Center in New York City. Dabei starben sechs Menschen und fast 1.000 wurden verletzt. Zwar geriet bin Laden nun ins Auge der Vereinigten Staaten, trotzdem sah man in ihm keine dauerhafte Bedrohung.
Es folgen Anschläge auf Militäreinrichtungen der USA in Riad (13. November 1995) und Dharan (25. Juni 1996), die sich beide auf saudischem Boden befinden. Doch selbst die 26 Toten der beiden Anschläge konnten die Staaten von der Gefahr der Al-Qaida und Osama bin Ladens nicht überzeugen, denn Auslieferungsangebote der Regierung im Sudan lehnte man freundlich ab. Die nächsten Ziele der Muslime waren am 7. August 1998 die amerikanischen Botschaften in Kenia und Tansania, bei denen 224 Menschen starben und am 12. Oktober 2000 die USS Cole im Hafen von Aden (Jemen), wo 17 Seeleute den Tod fanden. Die Suche nach den Drahtziehern verlief nur sehr zaghaft.
Mittlerweile hatte bin Laden von den Angeboten des Sudans Wind bekommen und sich nach Afghanistan abgesetzt. Dort sollte der den spektakulärsten Terroranschlag der Geschichte Planen: Vier Flugzeuge sollten gleichzeitig in wichtige Einrichtungen der Vereinigten Staaten hinein fliegen, und das auf Grund und Boden der USA. Die Planungen dazu dauerten Jahre. Es mussten Piloten ausgebildet, die Infrastruktur der Ziele analysiert, der Flugplan der Fluggesellschaften überprüft und diese ganze Aktion bis zum Moment der Explosion geheim gehalten werden. Es sollte gelingen, zumindest größtenteils: Am Morgen des 11. September 2001 rasten zwei von Al-Qaida-Kämpfern übernommene Linienflugzeuge in die Türme des World Trade Centers, welches schon acht Jahre zuvor auf weitaus unspektakulärere Weise attackiert wurde. Fast gleichzeitig stürzte eine weitere Maschine in das Verteidigungsministerium der USA, das Pentagon. Lediglich der Mut und das Opfer der Insassen des vierten Flugzeugs verhinderten, dass ein weiterer Anschlag auf Washington, D. C. durchgeführt werden konnte (vermutlich auf das Weiße Haus oder das Kapitol). Durch Telefonate mit Handys erfuhren die Passagiere von den Anschlägen in New York und wussten, dass auch sie in den Tod stürzen sollten. Deshalb stürmte man das Cockpit und lies das Flugzeug auf ein verlassenes Feld zusteuern – es gab keine Überlebenden.
Als Reaktion auf die fast 3.000 Toten der Anschläge intervenierte die NATO im Hindukusch und stürzte das Taliban-Regime in Afghanistan, welches die Al-Qaida unterstützte. Des Weiteren wurden Ausbildungslager für Terrorkämpfer und Selbstmordattentäter zerstört. Dies sollte die Infrastruktur der Organisation aber nur kurzfristig schwächen…
Die Anschläge häuften sich auf dramatische Art und Weise: Waren es im Zeitraum von 1993 bis 2001 nur sechs Anschläge, zu denen sich bin Laden bekannt hat, waren es 2002 bis 2004 mehr als zwanzig. Zu den schlimmsten Angriffen in dieser Zeit zählen die Explosion auf Bali (Oktober 2002) mit 202 Toten, die Anschlagsserie von Istanbul mit 57 Toten (November 2003) und die Anschläge von Madrid mit 191 Toten (März 2004). Insgesamt werden der Al-Qaida ca. 4.000 Morde zugeschrieben.
Terrorchef bin Laden befindet sich Geheimdienstberichten zufolge in der äußerst unzugänglichen Bergregion an der afghanisch-pakistanischen Grenze. Selbst nach drei Jahren intensiver Suche haben die Armee Pakistans und westliche Special Forces keine Spur, die sie zu Osama bin Laden führen könnte. Dass er den Afghanistan-Krieg 2001/2002 überlebt hat, beweist ein vermeintlich echtes Video von ihm, welches kurz vor den US-Präsidentschaftswahlen 2004 ausgestrahlt wurde.
Heute zählt die Al-Qaida rund 5.000 aktive Mitglieder in ihrem Reihen und eine kaum schätzbare Zahl von Anhängern und Terrorzellen in mehr als 50 Ländern. Finanziert wird das Netzwerk vom Privatvermögen bin Ladens (geschätzte 300 Mio. $), islamischen Hilfsorganisationen und vermutlich anti-amerikanischen arabischen Ländern wie Syrien und dem Iran.
Die Ziele der Fundamentalisten sind die Zerschlagung der “verräterischen Regime“ auf der arabischen Halbinsel, die Errichtung eines islamischen Gottesstaates, die Zerstörung Israels, der USA, der europäischen Staaten, Russlands und Indiens und die “Vernichtung aller Juden und Kreuzritter“. Bin Laden untermauert sein Vorhaben durch die gezielte Interpretierung bestimmter Koranstellen, die laut bin Laden besagen, dass alle Ungläubigen zu vernichten sind.
Im Grunde teilt sich das Netzwerk wie jede andere Terrorgruppe auf: Es gibt einige Führungspersönlichkeiten, die Anschläge planen und die verschiedenen Anhänger miteinander koordinieren. Der Rest ist in unzählige unabhängige Zellen weltweit verteilt, die zum größten Teil aus so genannten “Schläfern“ bestehen. Diese genießen eine Ausbildung der Al-Qaida, ziehen dann in das Zielland und leben dort ein völlig normales Leben, bis sie reaktiviert und zu Anschlägen genutzt werden. Ein Musterbeispiel findet man hier bei Mohammed Atta, dem Pilot eines der beiden Flugzeuge, die in das WTC flogen. Er hielt sich jahrelang in einer WG in Hamburg auf.
Ob die Al-Qaida jemals zerschlagen werden kann, ist praktisch unmöglich – jedenfalls unter den jetzigen Umständen. Die Zerstörung der Infrastruktur in Afghanistan und die Gefangennahme von vielen führenden Köpfen des Netzwerks haben die Organisation nicht geschwächt – im Gegenteil. Die Zahl der Anschläge und Mitglieder wird mit jedem Jahr größer. Außerdem bekommen bin Ladens “Gotteskrieger“ im Irak unter dem Kommando von Abu Musab al-Zarqawi eine exzellente Feldausbildung, bei der sie die Verhaltensweisen der US-Soldaten, den Umgang mit Sprengstoff und die Verteilung in autonome Zellen lernen.
Die Taktik der USA, gezielt in arabischen Ländern zu intervenieren, Spezialeinheiten auf verschiedene Zellen anzusetzen, Razzien durchzuführen und “schwarze Konten“ zu sperren, blieb bisher erfolglos…
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