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Indonesien Aceh
Krisengebiete


Indonesien / Provinz Aceh



© Erich Sczepanski

Indonesien ist trotz seiner im Wesentlichen einheitlichen islamischen Religion ein „Vielvölkerstaat“. Nahezu auf jeder der tausenden von Inseln hat sich eine eigene Kultur entwickelt, auf den großen Inseln wie Sumatra, Borneo oder auch Neuguinea haben sich sogar verschiedene Stämme von Ureinwohnern erhalten, die den Kontakt mit der modernen Welt scheuen. Konflikte zwischen den verschiedenen ethnischen Volksteilen des Landes – z.T. auch religiös verbrämt – lassen immer wieder aufhorchen. In Zusammenhang mit der katastrophalen Flutwelle, die an Weihnachten 2004 den indischen Ozean heimgesucht hat, ist auch Aceh - ein altes, moslemischen Sultanat, das seine Unabhängigkeit auch gegenüber der niederländischen Kolonialmacht bewahren konnte – in das Blickfeld der Öffentlichkeit geraten. Noch während der niederländischen Kolonialzeit war Aceh bis 1945 ein unabhängiges, an Rohstoffen reiches Sultanat. Da gibt es Erdgas, Erdöl, Holz, Kautschuk und Kaffee. Die Militärdiktatur, die bis 1998 andauerte, erbeutete wie in vielen indonesischen Regionen die Rohstoffe aus, das Geld floss an die Zentralregierung, und die lokale Bevölkerung musste zudem erleben, dass auch heute die reichen Ölvorkommen von Indonesiens Regierung ausgebeutet werden, ohne dass die ansässigen "Aceahner" in den Genuss der Einnahmen aus der Erdölförderung kommen. Nur ein geringer Teil der Erlöse – Schätzungen sprechen von etwa 10 % - wird tatsächlich in der Provinz selbst investiert. Ein Großteil der Beträge soll dagegen in den Taschen der Militärs versickern. Bei der Stadt Lhokseumawe etwa werden vom US-Konzern Exxon-Mobil reiche Erdgasfelder ausgebeutet, die dem indonesischen Staat jährlich (Stand 2002/2003) etwa eine Milliarde Dollar Jahreseinkommen verschaffen. Während sich das indonesische Militär die Bewachung der US-Anlagen jährlich mit etwa 6 Millionen Dollar honorieren lässt (zusätzlich zu Profiten aus der Rodung der reichen Regenwaldvorkommen), gelangt nur ein Teil der Einkünfte auch in die Provinz. Hier hat das eigene Unabhängigkeitsbestreben nie nachgelassen. 1976 wurde die Rebellenbewegung "Freies Aceh" (GAM) gegründet, Ein jahrzehntelanger, seither andauernder, Unabhängigkeitskampf (der alleine von 1989 bis 1998 mehr 10.000 Opfer unter den Bewohnern forderte) war die Folge, der erst im Dezember 2002 durch eine vertragliche Vereinbarung vorübergehend entschärft werden konnte. Nach 26 Jahren blutiger Auseinandersetzungen hatten die indonesische Regierung und die (aus Schutzgeldzahlungen und Drogenhandel finanzierte) etwa 5.000 Mann starke Rebellenbewegung „Freies Aceh“ (Gam) in Genf ein Friedensabkommen unterzeichnet – allerdings nicht für lange.

Nach nicht einmal einem halben Jahr - im Mai 2003 - scheiterten die Friedensgespräche mit der radikal-islamischen Rebellenbewegung. Nur zwei Wochen später begannen die indonesischen Streitkräfte TNI) mit massiven militärischen Interventionen in der von etwa 4,3 Millionen Menschen bewohnten, rohstoffreichen Provinz. Mit dem größten Einsatz seit 1975 - der Invasion auf Osttimor – sollen die Regierungsstreitkräfte von ursprünglich knapp 30.000 auf über 50.000 Mann verstärkt werden – mit dem vom SPIEGEL zitierten Auftrag des Generals Sutarno „die Untergrundkämpfer ... zu jagen und zu erledigen“.

Nach der vor Mitte Mai 2003 mit 28.000 Soldaten, darunter einer Eliteeinheit Fallschirmjägern, der Marine und Marineinfanterie, und über 12.000 Mann Polizeitruppen begonnenen Großoffensive der indonesischen Streitkräfte gingen – wie der SPIEGEL (26.05.2003) berichtete, bereits „250 Schulen in Flammen auf“. Die indonesischen Regierungstruppen versuchten, in einer gewaltigen Offensive unter Ausnützung der maritimen Übermacht des indonesischen Staates die Kontrolle über die kaum erschlossene Dschungelprovinz zu erlangen. Die Operationen von Marine und Marineinfanterie richteten sich vor allem gegen vor der Küste von Aceh liegende Inseln, wo Rebellenlager vermutet wurden. Aber auch die Hauptinsel – Sumatra – selbst wurde von indonesischen Einheiten durchkämmt, unter Ausschluss der internationalen Öffentlichkeit, weil kaum unabhängige Journalisten die Gelegenheit erhielten, sich unter dem geltenden Kriegsrecht in den umkämpften Gebieten ein eigenes Bild von der Lage zu machen.

Gesichert scheint, dass Indonesiens Militär die Küstenstädte und an der Küstenlinie verlaufende Straßen mehr oder weniger kontrollierte, während die Rebellentruppen – den offenen Kampf vermeidend – immer wieder aus dem Hinterhalt zuschlagen konnten. Nach Auffassung indonesischer Regierungskreise, die von unabhängigen Fachleuten nicht geteilt wird, sollen die Unabhängigkeitskämpfer auch hinter den „mit militärischer Präzision“ durchgeführten Piratenüberfällen in der Straße von Malakka – einem der wichtigsten Seestraßen der Welt – stecken, um sich damit zu finanzieren. Tatsächlich scheint keiner der Anrainerstaaten in der Lage zu sein, die Sicherheit der Schifffahrt in diesen Gewässern zu gewährleisten. Mit „Speedbooten“ ausgestatteten hochmobilen und offenbar gut informierten Banden gelingt es immer wieder, Schiffe zu überfallen, die Besatzung auszuplündern und sogar Frachtschiffe zu übernehmen und die Schiffsladungen irgendwo – oft in Häfen des Südchinesischen Meeres – zu verhökern.

Mit der Tsunami-Welle wurden die – nach Meinung von Experten südlicher gelegenen – Piratennester nicht beeinträchtigt; die Anwesenheit einer großen Zahl fremder – insbesondere US-Amerikanischer – Kriegsschiffe*) hat das „einträgliche Pirateriegewerbe“ allerdings (vorübergehend) zum Erliegen gebracht. Dafür zeigt sich etwas anderes:

Ein Konflikt zwischen dem neu gewählten indonesischen Präsidenten Susilo Yudhoyono und der indonesischen Armee scheint sich abzuzeichnen.

Der Präsident hatte der streng muslimischen Provinz Aceh kurz vor der Flutkatastrophe eine weit gehende Autonomie angeboten, was die in Schwedens Asyl lebenden GAM-Führer aber zurückgewiesen haben. Von beiden Seiten wurde zwar zunächst einer Waffenruhe zugestimmt - die indonesische Armee hatte aber dann doch wieder zu den Waffen gegriffen. Die GAM-Führer witterten eine „Lüge“ beim Angebot des Präsidenten, tatsächlich scheinen Kader in den Rängen von Armee und Provinzpolitiker kein Interesse an einer Befriedung der Provinz – und damit möglicherweise am Verlust lukrativer Nebeneinkünfte – zu haben. Dies wird daraus deutlich, wie versucht wird, die Bewegungsfreiheit unabhängige Beobachter im dem Gebiet zu beeinträchtigen. Dass wenige Wochen vor der Katastrophe der lokale Gouverneur wegen Korruption hinter Gitter wanderte, wirft ein Schlaglicht auf ein wesentliches Problem dieser und aller anderen indonesischen Provinzen.

Während Präsident Yudhoyono das Kriegsrecht ausgesetzt, die Grenzen zu Aceh geöffnet und internationalen Organisationen unbegrenzten und ungehinderten Zugang gewährt (und damit den Einfluss der Militärs zurückgedrängt) hat liefern örtliche Behörden einen hinhaltenden Widerstand. .Bürokratische Hemmnisse verzögern die Anlieferung von Hilfsgütern, die von ausländischen Experten bedient werden müssen - wie Trinkwasseraufbereitungsanlagen – und wenn dann doch Hilfsgüter wie Lebensmittelpakete eintreffen, und die internationale Hilfe die zentralen Verteilungsstationen erreicht ist Indonesien offenbar nicht in der Lage – aufgrund bürokratischer Hemmnisse vermuten manche Hilfsorganisationen sogar, Indonesien sei nicht gewillt – die Verteilung der Hilfsgüter an die betroffene Bevölkerung zu sichern. Während sich die Hallen am international erreichbaren Flughafen die Hallen füllten scheint erst mit dem Eintreffen fremder Truppen der Hilfseinsatz zu funktionieren. Dabei verfügt Indonesien über 25 größere Landungsschiffe (u.a. auch FROSCH-Klasse der ehemaligen NVA-Volksmarine) sowie etwa 70 kleinere Landungsboote, die zum Teil dem Heer unterstehen. Von den größeren Schiffen dürfte allerdings nur ein Teil einsatzklar sein, und Häfen, Piers und Landestege in der Provinz Aceh sollen nahezu vollständig zerstört sein. Mindestens ein Patrouillenboot wurde von der Welle hoch auf den Strand geschleudert.

Inzwischen steht die US-Marine mit einer zunehmenden Armada und das australische 8,500 ts Landungsschiff KANIMBLA (NEWPORT-mod-Klasse) vor der Küste und die US Navy hat die Verteilung der Hilfen kurzerhand in die eigene Hand – respektive in die eigenen Hubschrauber - genommen. Soldaten aus Singapur und Australien sind im Land. Jetzt kommt noch ein Bundeswehr-Lazarett vor die Küste und Hilfsorganisationen wie das THW sind im Land direkt aktiv. „Damit hat der politische Konflikt in Aceh das gewonnen, was jahrelang fehlte: Öffentlichkeit. Das wird sowohl Rebellen als auch Militärs die Hände binden - und Yudhoyono hat das Primat der Politik zurückerobert.“(aus einem Kommentar von Sybille Golte - dw-world)

Aus dem „MARINEFORUM aktuell“ vom 01.01.2005
Neben Vorauskommandos wurden zunächst drei (später neun) Seefernaufklärer P-3C Orion zur Erkundung der Lage nach Thailand verlegt. Kurz danach erhielten die Kampfgruppe um den Flugzeugträger ABRAHAM LINCOLN (NIMITZ-Klasse) sowie die Expeditionary Strike Group um den amphibischen Träger BONHOMME RICHARD (WASP-Klasse) Order zur Verlegung in das Katastrophengebiet. Ziel ist das Seegebiet nordwestlich von Sumatra, wo die Einheiten Position beziehen sollen. Von dort aus sollen sämtliche Einsätze dann im Rahmen einer internationalen Koalition (mit u.a. Australien, Japan, Indien) koordiniert und durchgeführt werden.

Die USS Abraham Lincoln


 Die ABRAHAM LINCOLN hat mit den Begleitschiffen SHILOH (ein Kreuzer der TICONDEROGA-Klasse), BENFOLD und SHOUP (Zerstörer ARLEIGH BURKE-Klasse) sowie dem Flottenversorger RAINIER noch am 28.Dezember Hongkong verlassen, wo die Einheiten auf dem Marsch zu einem Einsatz in der Golfregion über Weihnachten festgemacht hatten.


 

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